Vegane Ernährung – Das einzig Richtige? Teil 2

Wer sich vegan ernährt, hat mit viel Kritik zu kämpfen: „Du machst das nur für Aufmerksamkeit“, „Der Mensch braucht Fleisch“, „So bekommst du nie alle deine Nährstoffe“. All diese Mythen haben irgendwo ihre Wahrheit, aber ist eine Ernährung auf Basis tierischer Produkte überhaupt noch zeitgerecht? Mit dieser Frage habe ich mich nun seit längerem beschäftigt und all meine Gedanken zusammengefasst. Ich will mit diesem Post nicht urteilen, niemanden sagen wie er sich ernähren soll und auch nicht die Expertin spielen, sondern einfach nur meine Gedanken teilen. Ich freue mich über eine rege Diskussion in den Kommentaren!

Im letzten Blogbeitrag habe ich viel über die ethischen und gesundheitlichen Aspekte des Fleischkonsums geschrieben. Aber was ist eigentlich mit Milchprodukten? Milch an sich entwickelt derzeit einen immer schlechteren Ruf, und auch zwei Langzeitstudien in Schweden bringen neue Erkenntnisse mit sich. Die Studie untersuchte mehrere Zehntausend Männer und Frauen auf einen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und einer erhöhten Sterblichkeitsrate sowie ein erhöhtes Risiko für Frakturen. Tatsächlich wurde das Risiko für beides durch einen hohen Milchkonsum gesteigert. Die Studie selbst weist aber darauf hin, dass die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden müssen, weil ein direkter Zusammenhang zwischen Ursache und Krankheit immer schwer nachzuweisen ist (Studien: https://www.bmj.com/content/349/bmj.g6015). Trotzdem lassen die Ergebnisse der Studie zweifeln, ob Kuhmilch tatsächlich so gesund ist, wie man bisher glaubte.

Ich persönlich bin nun seit über einem Jahr sicherheitshalber auf Milchalternativen umgestiegen und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Mir schmeckten Milchalternativen wie Hafer- und Dinkelmilch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase sogar besser und ich vermisse Kuhmilch überhaupt nicht mehr. Egal ob man jetzt vegan leben möchte oder nicht, muss man sich doch eingestehen, dass die Ernährungsform für die Gesundheit, das Tierwohl und die Umwelt einige klare Vorteile aufweist. So kleine Veränderungen wie die Umstellung von Kuhmilch auf Milchalternativen kann auf lange Sicht einiges bewirken und schadet definitiv niemandem! Probier es doch mal aus. ?

Bei Joghurt verhält sich die Thematik etwas anders, da es eines der gesündesten Lebensmittel überhaupt sein soll (Der Ernährungskompass. Bas Kast, 2018). Die Milch wird fermentiert und die im Joghurt enthaltenen Bakterien sollen sich sehr gut auf die Darmgesundheit auswirken. Wenn man Joghurt also unbedingt ersetzen will, sollte darauf geachtet werden, dass in der Alternative kein Zucker enthalten ist. Sonst wird die vegane Alternative ungesünder als das normale Produkt und das wäre vor Allem für die eigene Gesundheit ein Nachteil.

Ich als angehende Lebensmitteltechnologin habe bereits viel über Milchtechnologie gelernt und muss sagen, dass es einen Unterschied gibt, was Milchprodukte anbelangt. Wenn ich 1 Liter Milch trinke, wurde dafür 1 Liter Milch produziert (logisch). Wenn ich 1 Liter Joghurt esse, wurde dafür ebenfalls 1 Liter Milch produziert. Für die Herstellung von 1 Kilogramm Käse werden aber 4-16 Liter Milch benötigt! Wie viele Liter exakt eingesetzt werden, kommt dabei auf die Käsesorte an. Für 1 Kilogramm Frischkäse wird weniger Milch benötigt als für 1 Kilogramm Hartkäse. Trotzdem wäre es rein von dieser Logik her betrachtet viel besser, auf Käse zu verzichten, als auf Milch! Denn nochmal: Für 1 Liter Milch muss die Kuh 1 Liter Milch geben, für 1 Kilogramm Käse bis zu 16 Liter.

Rezepte für vegane Buddha Bowls (Link)

Bei Butter gilt dasselbe Prinzip, nur das für 1 Kilogramm Butter über 20 Liter Milch benötigt werden. Ein Umstieg auf rein pflanzliche Margarine wäre auch hier sehr unproblematisch, allerdings ist die Frage, ob die Alternative gesünder ist oder nicht. Margarine gilt immer noch als ungesund, weil früher ein sehr hoher Gehalt an Transfettsäuren, welcher sich negativ auf die Entstehung koronarer Herzkrankheiten auswirkt, enthalten war. Dieser Gehalt konnte allerdings mittlerweile durch technologische Verfahren stark reduziert werden. Trotzdem… Ist Margarine gesünder, nur weil sie nicht tierisch ist? Ich weiß es nicht. Allerdings, gerade gesund ist Butter nun auch nicht. Was hältst du davon – lieber Butter oder Margarine?

Noch kurz zum Tierwohl: Für Eier und Milch muss grundsätzlich kein Tier sterben, getötet werden sie aber trotzdem. Das Problem liegt hier hauptsächlich an uns Konsumenten. Wir wollen tierische Produkte im Übermaß, gleichzeitig müssen sie aber so billig wie möglich sein. Das führt dazu, dass die Landwirte massiv unter Druck gesetzt werden und PRODUZIEREN müssen. Richtig, sie müssen produzieren, nicht Tiere halten und umsorgen. Jeder Landwirt hat genau wie jeder andere Mensch eine Familie, die versorgt werden muss. Zudem haben sie einen Hof, der bewirtschaftet werden muss und einen Kredit für all die benötigten Flächen und landwirtschaftlichen Geräte, der zurückgezahlt werden muss. Die Landwirte wollen genau wie jeder andere einen guten Lohn, wer kann ihnen das verübeln? Und da der Konsument billigen Käse will, müssen sie möglichst viele Tiere halten, um möglichst viel Milch produzieren zu können. Den meisten geht es hier gezwungenermaßen um ihre Existenz, nicht um eine artgerechte Tierhaltung. Wenn die breite Masse bereit wäre, 2-3 mal so viel für tierische Produkte zu bezahlen, könnte die Massenhaltung vielleicht gestoppt oder gemindert werden. Die Landwirte könnten mehr Zeit in die einzelnen Tiere investieren, sich besser um sie kümmern, größere Ställe bauen, und ihnen letztendlich ein längeres Leben ermöglichen. Eine Milchkuh wird im Durchschnitt mit 5 Jahren geschlachtet, weil ihre Milchleistung nachlässt. Mit dem bestehenden Druck können es sich die Landwirte nicht leisten, diese Tiere noch weitere Jahre durchzufüttern, und sie werden geschlachtet.

Ein weiteres Argument gegen Milchprodukte ist, dass der Mensch eigentlich nur seine eigene Milch, also Muttermilch, trinken sollte. Wir trinken ja auch keine Hundemilch, Katzenmilch, Eselsmilch oder Sonstiges. Ich finde aber, dass das hauptsächlich daran liegt, weil wir auch keine Hunde, Katzen oder Esel essen. Wir sind diesen Gedanken schlicht und einfach nicht gewohnt, weil wir damit nicht aufgewachsen sind. Allerdings produzieren Kühe die Milch eigentlich für ihre Kälber, nicht für uns Menschen. Mal umgekehrt gedacht: Was wäre es für ein Skandal, einer stillenden Mutter die Muttermilch wegzunehmen, um damit eine Kuh zu füttern?

Noch ein weiterer Aspekt: Milch enthält Milchzucker, die sogenannte Laktose. Laktose wird beim Menschen im Darm von einem Enzym namens Laktase abgebaut, um den Zucker verdaubar zu machen. Die Aktivität der Laktase geht jedoch im Normalfall (bei circa 2/3 der Weltbevölkerung) nach der natürlichen Stillzeit zurück, sodass schon kleine Kinder von Natur aus eigentlich keine Milch mehr vertragen. In Regionen, in denen Viehzucht betrieben wird, ist dies nicht zu beobachten. So haben in Europa die meisten Menschen keine Probleme, die Laktose zu verwerten, in Asien und Afrika hingegen schon. Ob das nun belegt, dass der Mensch nach den ersten Lebensjahren eigentlich keine Milch mehr trinken sollte, ist die Frage. Fakt ist jedenfalls: Wer Milch verträgt, ist die Ausnahme. Laktoseintoleranz ab einem Lebensalter von wenigen Monaten ist weltweit gesehen nämlich Standard.

Nach all diesen Faken würde es mich brennend interessieren, ob du persönlich Milch trinkst und warum du es vertretbar findest?

Eure Rosalie <3

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