Eine Expertin im Gespräch – Nachhaltige Kleidung
Da ich mich immer mehr mit der Kleidungsproduktion und nachhaltiger Mode auseinandersetze, habe ich eine Expertin in diesem Bereich um ein Interview gebeten. Die liebe Katrin Hörmandinger-Kroath betreibt gemeinsam mit ihrem Mann in Vöcklabruck das Geschäft „Lightwear“ für nachhaltig und fair produzierte Mode.
Liebe Katrin. Du hast ein Geschäft, in dem du fair und
ökologisch produzierte Kleidung verkaufst. Was sind deine Top 3 Gründe, warum
man auf diese Mode umsteigen sollte?
„Der erste Grund ist die Schonung der Ressourcen vor Ort. Die
verwendeten Pestizide und Chemikalien bei der Kleidungsproduktion gelangen in
Flüsse, Seen und schlussendlich auch in das Grundwasser, das die Menschen
trinken. Auch dem Boden und den Bienen schadet der Einsatz von Pestiziden und
Chemikalien.
Die Arbeitsbedingungen sind mir ebenfalls ein großes Anliegen. Durch
fair bezahlte Gehälter haben die Arbeiter dort ein fixes Einkommen. Das führt
zu einer gewissen Sicherheit und die Kinder dürfen beispielsweise in die Schule
gehen statt wie die Eltern zu arbeiten (Stichwort Kinderarbeit).
Der dritte Grund ist der Tragekomfort. Die Haut ist das größte Organ und
damit nehmen wir alle Chemikalien auf, die in den Kleidungsstücken drin sind.
Das ist der Wahnsinn! Viele Menschen bekommen von herkömmlicher Kleidung
Hautausschläge, Juckreiz oder Rötungen. Dies wird noch verstärkt, wenn man
allgemein eine sehr empfindliche Haut hat oder unter Neurodermitis leidet.
Viele meiner Kunden sind völlig erstaunt, wie gut sich ökologische Mode auf ihrer
Haut anfühlt. Sie merken, wie ihre Haut aufatmet. Wenn bei einem
konventionellen T-Shirt auf dem Etikett 100% Baumwolle oben steht, sind
durchschnittlich 1/3 Chemikalien drin. Das geht von Pestiziden, Färbemittel und
Co bis hin zum Transport. Denn dort werden ganze Container mit Insektiziden
eingesprüht, damit die Ware nicht von Tieren wie Motten beschädigt wird.“
Was hat dich damals bewegt, dein eigenes Geschäft zu
eröffnen?
„Die Idee stammte von meinem Mann. Er hat in den Kühlschrank geschaut und
gefragt, warum da drin alles Bio ist aber im Kleiderschrank nichts. Für unsere
3 Kinder war es damals sehr umständlich, alles im Internet zu finden und
regionale Einkaufsmöglichkeiten gab es kaum. Darum haben wir es 2011 einfach
selbst versucht und unser Unternehmen gegründet.“
Worin siehst du bei fair produzierter Kleidung den
Vorteil gegenüber Second-hand?
„Ich finde, dass es keinen Vorteil gibt. Außer vielleicht, dass ich nie
Unterwäsche Second-hand kaufen würde. Second-hand ist absolut toll. Man kauft
Kleidung, die bereits da ist und es muss nichts Neues produziert werden. Auch
Tauschparties im Freundeskreis sind eine tolle Möglichkeit, gerade unter
Jugendlichen, die oft etwas Neues wollen. Wenn man dann allerdings etwas neu
kauft, dann sollte man faire und ökologische Mode kaufen. Die Lebensdauer davon
ist auch länger. Ich habe beispielsweise nur 3 Jeans. Die werden dafür aber so
lange getragen, bis sie wirklich ausgedient haben.“
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Ist fair und ökologisch produzierte Mode wirklich
langlebiger als Fast Fashion, und warum?
„Ja, die Sachen sind auf jeden Fall langlebiger, weil die Qualität viel
besser ist. Es wird schon bei der Produktion darauf geachtet, dass man mit den
Kleidungsstücken lange Freude hat. Gewand von billigen Marken kann man oft
nicht mal waschen, weil es die Materialien nicht aushalten. Die gehen somit um
ein Vielfaches schneller kaputt, wodurch sich auch der höhere Preis von
ökologisch und fair produzierter Mode rechtfertigt.“
Trägst du auch manchmal Kleidung, die nicht aus deinem eigenen Geschäft ist? Wenn ja, auf was achtest du da beim Kauf?
„Tatsächlich ist das Meiste aus meinem eigenen Geschäft. Aber ich habe noch viele Sachen von früher, die eigentlich auch ökologisch sind, weil ich sie schon so lange nutze. Wenn ich neue Kleidung kaufe, achte ich auf die Siegel „GOTS“ und „Fairtrade“. Außerdem will ich kleinere Geschäfte in der Region unterstützen und würde niemals Kleidung im Internet bestellen. Manchmal kann man sich auch Gewand von einer Schneiderin umnähen lassen, falls es nicht mehr passt. Ich schaue auch immer darauf, dass ich keine zu ausgefallene Muster oder extrem modische Schnitte kaufe, weil ich weiß, dass die nach 1-2 Jahren nicht mehr in sind und ich sie nicht mehr tragen werde.“
Zum Schluss: Was möchtest du meinen Lesern unbedingt noch
mitgeben?
„Gestresst einkaufen zu gehen ist ganz schlecht. Ich weise meine Kunden
immer darauf hin, dass sie sich in das Gewand reinfühlen müssen. Denn es zählt
nicht nur, wie es einem gefällt, sondern ob man sich wohl fühlt. Wenn man sich
etwas neu kauft, muss es zu 100% das Richtige sein, nicht nur vielleicht. Für
diese Entscheidung muss man sich Zeit lassen. Vertraue immer auf dein Gefühl!
Überleg dir auch, ob du etwas zum Kombinieren daheim hast. Es bringt nichts,
wenn du dir einen Rock kaufst und kein passendes Oberteil dazu hast.
Mein letzter Tipp ist: Weniger ist mehr! Statt 3 billige T-Shirts in schlechter
Qualität kaufe ich mir lieber ein Gutes und habe viel länger etwas davon.“
Vielen Dank Katrin für das Interview! Es ist unglaublich,
wie viel ich in dem Gespräch dazu gelernt habe. Für alle, die sich ab jetzt
ebenfalls mehr informieren möchten, was sie kaufen, habe ich einen Tipp. Vom
4.-6. Oktober 2019 ist in Linz die „WearFair“ Messe, bei der auch „Lightwear“
vertreten sein wird. Ich würde mich freuen, einige von euch dort zu treffen!
Eure Rosalie <3
*Werbung wegen Markennennung